1829-1835
Am 23. März 1772 ist Georg Heinrich Gündell in Hoya geboren. Sein Vater war Major in der Hannoverschen Armee. Wo und wann er seine Schulausbildung gehabt hat, ist unbekannt. Am 5. Mai 1791 ließ er sich an der Universität Göttingen immatrikulieren. Wie lange er in Göttingen gewesen ist, geht aus der Eintragung nicht hervor. Zu Anfang des Jahres 1804 erhielt der Prediger an der deutschen Hofkapelle in London (Küper) den Königlichen Befehl, aus Hannover drei tüchtige Kandidaten des Predigtamtes nach England zu "befördern", damit sie bei der neu gegründeten Kings German Legion als Feldprediger angestellt würden. Die Wahl fiel auf den Lazarett-Prediger Rambke und die Kandidaten Färber und Georg Heinrich Gündell. Rambke und Gündell gingen im März 1804 nach England. Im April 1852 stellte der Sohn eines ehemaligen Angehörigen der Legion den Antrag, ihm eine Geburtsurkunde auszustellen. Er sei im Jahre 1809 in England geboren.Sein Vater sei Angehöriger des 5. LInienbataillons gewesen und seine Mutter bei dieser Einheit Marketenderin. Er sei von Gündell getauft worden. Das Gesuch wurde dem Major Benne vorgelegt, der die Unterlagen (Feldkirchenbücher) der Legion in Verwahrung hatte. Es konnte aber nicht beantwortet werden, weil eine Eintragung nicht nachzuweisen war.
Benne gibt in einem Bericht an das Konsistorium den Werdegang des Gündell während der Zeit seiner Zugehörigkeit zur Legion. Danach war Gündell bei der Schweren Brigade in Irland stationiert. Als diese im Dezember 1811 nach Portugal eingeschifft wurde, kam er auf Urlaub nach England. Dort blieb Gündell bis Juni 1812. Anfang Juli 1812 schiffte er sich nach Portugal ein und muss Ende Juli in Lissabon angekommen sein. Hier verbrachte er längere Zeit, weil ein Missverständnis wegen seiner Gage obwaltete. Ende 1812 ging er zur Armee und machte die Kämpfe gegen Napoleon auf der Iberischen Halbinsel mit. Ein Jahr später kam er mit Urlaub nach England zurück. Dort blieb er bis August 1814 und setzte dann mit der Legion nach den Niederlanden über. Aus welcher Quelle Benne diese Angaben hat, vermag ich nicht zu sagen. Sie werden aber bestätigt durch die Ortsangaben Gündells in seinem Feldkirchenbuch. Im Vorwort hierzu schreibt Gündell: "Die vielen und sehr von einander entfernt belegenen Srandquartiere der Brigade, besonders während unseres Aufenthaltes in Irland und die Eile in welcher ich die einzelnen detachierteCorps derselben zu besuchen genötigt war..."
Kirchliche Amtshandlungen hat er durchgeführt von April 1804 bis August 1805 in der Grafschaft Dorsetshire. Von Juni 1806 bis August 1811 lauten seine Eintragungen aus Irland (Kings-County, Gort County Galway, Tullamore). Im Oktober 1812 datiert er aus Belem bei Lissabon. Ein halbes Jahr später gibt er San Sylvester (Portugal) als Ort einer Amtshandlung an. Von Oktober 1814 bis März 1815 war er in Mons und Arnheim. Juli/August 1815 ist Brüssel sein Aufenthaltsort. Bis Oktober 1815 ist er in Amiens gewesen. Nach den Befreiungskriegen datiert er aus Löwen (Dezember 1815) und Osnabrück (Januar 1816). Es ist unklar, ob er mit den Verbänden der Legion an der Schlacht von Waterloo teilgenommen hat. "Die Militärgeistlichen, sämtlich evangelischen Bekenntnisses, führten den Amtstitel "Brigade Feldprediger". Es hat ihrer sechs gegeben, einer davon kam 1806 bei einem Schiffbruch ums Leben (Färber). Die übrigen sind auf Pfarrstellen in Deutschland gestorben. Sie hatten die Legion in allen Feldzügen begleitet. "Daraus kann man schließen, dass die Feldprediger keiner bestimmten Einheit zugeteilt waren, sondern dort eingesetzt wurden, wo kirchliche Handlungen vorgenommen werden mussten, oder wo Seelsorge erwartet wurde. Neben Gündell waren in der Legion als Feldprediger angestellt Meyer, pohse, Buchholz, Rambke und Färber.
Nach den Befreiungskriegen wurde er zunächst Archidiakon in Dannenberg. Von 1816-29 war er Garnisonprediger in Hannover. Am 31.07.1818 gab Prinzregent Georg an das Ministerium zu Hannover den Befehl, Gündell den Titel und Rang eines Feldpropstes zu verleihen. am 16. August 1827 erwarb G. gratis das Bürgerrecht der Stadt Hannover, weil er den vorm. v. Graevemeyerschen Hof in der Köbelingerstraße Nr. 182/183 erworben hatte. Lange ist der Hof allerdings nicht im Besitz der Familie geblieben, schon nach wenigen Jahren hat er ihn aus unbekannten Gründen abgestoßen. Im Frühjahr 1829 wurde er zum Superintendenten befördert und nach Wunstorf versetzt. Hier wurde er am 28.06.1829 eingeführt. Am 17.04.1835 verstarb er in Wunstorf. Nach dem Kirchenbuch Wunstorf ist er in Hannover beigesetzt. Aber die Unterlagen des Stadtarchivs weisen das nicht aus. In Gündells Feldkirchenbuch wird anlässlich der Geburt eines seiner Kinder 1813 der Name seiner Frau von ihm selbst angegeben mit Mary Anne geb. Hounsell. Dieser Name lässt darauf schließen, dass sie entweder Engländerin oder Irin gewesen ist. Jedenfalls stellt G. am 02.08.1830 einen Urlaubsantrag für eine zweimonatige Reise nach England, weil "die Verwandten dringend verlangen", die 4 Söhne zu sehen. Am 26. April 1832 wird er durch die Stiftsmitglieder in Wunstorf zum Deputierten für die 2. Kammer der allgemeinen Ständeversammlung gewählt. Er hat diesem Gremium aber nur kurze Zeit angehört, weil die Belastung durch die Ephoralgeschäfte und die Teilnahme an den Sitzungen der Ständeversammlung doch zu groß war.