1763 - 70
Philippus Franziscus Schuster (Schouster) wurde entsprechend dem Bekenntnis seiner Eltern nach katholischem Ritus getauft und auch erzogen. Später trat er aus Überzeugung zum lutherischen Bekenntnis über. Innerhalb der katholischen Kirche wurde er Mönch des Karmeliter-Ordens und stieg in ihm bis zum Provinzial auf. Der Orden der Karmeliter ist ein Bettelorden, der um 1155 auf dem Berge Karmel in Palästina als Einsiedlerorden gegründet wurde.
Philipp Friedrich Schuster ist am 4. März 1713 in Merzig (Saar) geboren. Wahrscheinlich hat er eine Klosterschule besucht. Wo, ist unbekannt. Mit 18 Jahren trat er am 21. Januar 1731 in den Orden der Karmeliter ein. Als Mönch erhielt er den Namen Elisaeus a St. Michaele. Das geht aus dem im Jahre 1733 begonnenen Karmeliterbuch hervor, das den umfangreichen Titel ''Nomina, Cognomina, Locus ortus, Anni Nativitatis et Religiosae Professionis, Admodum Reverendorum, Patrum et Fratum Ordinis; Fratum B. M. Virginis de Monte Carmelo Provinciae Allemaniae Inferioris, Anno 1733 25. May quo tempore investibus sum Viventium Scripta a. P. Alexandra a St. Raymundo ejusdem Ordinis Professo Sacerdote Anno 1739 16. Decembris trägt. Seinem Ordensnamen sind die Buchstaben A.R.P. hinzugefügt, deren Auflösung besagt A = admodum, R = referendus, P = Pater. Seine Laufbahn im Orden ist aufgezeichnet einmal in den Protokollen der Weihbischöfe des Erzbistums Köln, sowie in dem „Diarium Carmelitarum Residentiae Simmerensis 1686-1858“.
Er wurde am 20. März 1734 Subdiakon (erste Weihe der höheren Weihe). Ein Jahr später (1735) ernannte man ihn zum Diakon (zweite Weihe der höheren Weihe). Abermals nach einem Jahr (1736) wurde er zum Priester geweiht (Priesterweihe). Das Studium vor der Priesterweihe wurde in den eigenen Klöstern des Ordens vorgenommen. Dafür gab es in der Niederdeutschen Karmeliterprovinz im 18. Jahrhundert normalerweise fünf "Studienhäuser": In den Karmeliterklöstern zu Frankfurt a. M und Mainz wurde Philosophie studiert, in Trier und Aachen Moraltheologie und in Köln Theologie. Leider steht nicht genau fest, in welchem Kloster P. Elisaeus Philosophie bzw. Moraltheologie studiert hat. Sicher ist nur, dass er in Köln Theologie studiert hat, wo er auch zum Priester geweiht wurde. In der zweiten Quelle geht seine Laufbahn wie folgt weiter. Auf dem Provinzkapitel zu Mainz im Jahre 1739 wurde er zum Lektor der Philosophie im dortigen Karmeliterkloster ernannt. Nach vier Jahren versetzte ihn die Definitorenversammlung zu Trier in das Karmeliterkloster zu Aachen, wo er Lektor der Moraltheologie wurde. Im Jahre 1744 beließ ihn die Definitoriumsversammlung in Mainz in seiner Stellung in Aachen. Zudem wurde ihm die Erlaubnis gegeben, das Bakkalaureat und das Lizentiat an der Kölner Universität zu machen. Nach dem Schreiben des hannoverschen Konsistoriums vom 13. Mai 1762 hatte Schuster, zum Doktor theol. promoviert. Auf dieses Schreiben kommen wir noch einmal zurück. Er hätte also an einer Universität immatrikuliert sein müssen. Das hätte logischerweise nur die Universität Köln sein können. Aber in Köln findet er sich nicht unter den Immatrikulierten. Es ist auch keine Dissertation in den Beständen der Universität Köln nachzuweisen. Danach ist es unwahrscheinlich, dass Schuster promoviert hat. Es bleibt nur ein Missverständnis des Konsistoriums in Hannover übrig. Bis 1748 bleibt er auf seinem Posten in Aachen. Das Provinzkapitel zu Boppard besucht er als Vertreter des Aachener Klosters neben dem Aachener Prior. Auf diesem Kapitel wird er nach Köln als Lektor der Theologie versetzt. Weil P. Elisaeus schon zehn Jahre Philosophie bzw. Theologie gelehrt hat, wird er gemäß den Ordenskonstitutionen zum "lector emeritus" erklärt. Im Jahre 1751 führt "P. Elisaeus, SS. The. Licentiat und Lector emeritus" auf dem Provinzkapitel zu Boppard den Vorsitz. Das Kapitel wählt ihn zugleich zum Prior des Kölner Karmeliterklosters, das Hauptkloster des Ordens in der Niederdeutschen Provinz ist. Folgerichtig wird er im Jahre 1754 auf dem Provinzkapitel zu Boppard zum Provinzial gewählt, aber zugleich auch als Generaldefinitor. Als Provinzial hatte Elisaeus seinen Sitz im Kölner Karmeliterkloster. Doch er war viel unterwegs. Neben den Definitoriumsversammlungen und Provinzkapiteln, zu deren Leitung er kraft seines Amtes verpflichtet war, musste er auch die einzelnen Klöster der Provinz visitieren, um ihren inneren und äußeren Zustand zu prüfen. Im Jahre 1756 nahm er als Provinzial der Niederdeutschen Provinz an dem Generalkapitel des Ordens in Cesena (Italien) teil. Turnusgemäß wurde 1757 auf dem Provinzkapitel in Boppard ein neuer Provinzial gewählt. Elisaeus wurde Assistent von Raphael a St. Dominicus. Wahrscheinlich wollte man nicht auf die Erfahrungen des Elisaeus verzichten. Er blieb weiterhin Prior in Köln. Im Februar 1759 unterschreibt er einen Brief als "Generalsocius und -sekretär für Deutschland und Polen". Ist das noch eine Erhöhun in seinen Positionen innerhalb des Ordens der Karmeliter? Bald danach ist er wahrscheinlich aus dem Orden ausgetreten, oder "ut Apostat" ausgeschlossen, denn im Frühjahr 1762 erscheint er in Hannover als Bewerber um eine Pastorenstelle. Man muss davon ausgehen, dass er als Konvertit eine gewisse Zeit Unterricht in der ev.-luth. Lehre genommen hat und danach hat er vor dem Konsistorium ein Examen abgelegt.
Noch einmal zurück zu der Eintragung im Karmeliterbuch Nr. 26. In der Spalte "mortuus" des o, a. Karmeliterbuches wird sein Todesjahrr und das verderbte Wort "Wünschdorff°" genannt. Hinzugefügt wird "ut Apostat", also vom Glauben Abgefallener und die ganze Eintragung ist überzeichnet mit einem Galgen.
Wo sich Schuster in der Folgezeit aufgehalten hat, war nicht zu ermitteln. Am 13. Mai 1762 schlug das Konsistorium in Hannover aus Anlass der Vakanz der zweiten Pfarrstelle in Wunstorf den Geheimen Räten einen Bewerber mit den Worten vor: ...Wir bringen demnach eventualiter dazu einen angesehenen Conversum ex papatu nomine Philippus Franciscus Schuster, der aus Merzig im Trierschen gebürthig und Theologiae Doctor und vorhin General-Assistent im Carmeliten-Orden gewesen, wie auch wir durch hinlängliche Prüfung überzeugt worden sind, mit Hinansetzung großer Würden, die er in der Römisch Catholischen Kirche bekleidet hat, lediglich durch die Erkänntnis der Wahrheit gerührt, zur Evangelisch-lutherischen Religion übergetreten ist und alhie nicht nur mit Beyfall gepredigt, sondern auch in dem mit ihm in Ew. Kgl. Maj. hiesigem Konsistorium angestelltem Examine rigoroso wol bestanden ist ... . Schon am 8. Juni 1762 kam die Genehmigung zur Einführung in die fragliche Stelle. Dann hat er am 26. März 1763 seine Verpflichtung unterschrieben. Warum noch dreiviertel Jahr bis zu dem Dienstantritt in Wunstorf vergingen, bleibt unklar. Im Frühjahr 1763 hat er dann seinen Posten als Pastor in Wunstorf angetreten.
Er heiratete Elisabeth Friderica Göing. Aus dem Kirchenbuch von Wunstorf geht lediglich hervor, dass in den Jahren 1766 bis 1768 drei Söhne geboren wurden. Lange hat das Eheglück nicht gedauert. Der älteste Sohn starb nach 5 Monaten, der zweite bei der Geburt und der dritte im zarten Alter von 1 1/2 Jahren. Schuster ist am 12. März 1770 im Alter von 57 Jahren 9 Monaten "an den in dieser Gegend stark gravierenden Frieseln gestorben und eine an eben der Krankheit fast ohne Hoffnung darnieder liegende Witwe nebst einem unmündigen Waysen hinterlassen". Nur wenige Tage später, am 20. März 1770, starb auch seine Frau im Alter von 29 Jahren 10 Monaten. Welche Familientragödie mag sich hier abgespielt haben?