1708-1726
Wir hörten, dass Lyser 1708 Wunstorf verließ. Sein Nachfolger wurde der Göttinger Generalsuperintendent Phillip Ludwig Böhmer. Böhmer wurde am 14. August 1666 in Hannover geboren. Sein Vater Bernhard Böhmer war Geheimsekretär des Herzogs in Celle Christian Ludwig. 1665 ging er in gleicher Eigenschaft zum Herzog Johann Friedrich nach Hannover. Der Großvater Böhmers, ebenfalls mit Vornamen Bernhard, war Pastor zu S. Annen bei Celle gewesen. Sein Urgroßvater, gleichfalls Bernhard, war Küchenmeister in Celle gewesen. Auch die fünfte Generation war Bediensteter am herzoglichen Hof gewesen, er war Hauptmann der Leibwachen des Herzoges Ernst des Bekenners. Die Mutter Böhmers war eine geborene Molan, Dorothee Elisabeth, Tochter des Wilken Molan in Hameln. Der Vater Phillip Ludwigs starb früh mit 46 Jahren im Jahr 1674. So entbehrte er der väterlichen Fürsorge schon in seinen Kinderjahren. Aber seine Verwandten kümmerten sich liebevoll um ihn. 1677 kam er in das Haus seines Onkels Justus Molan nach Celle. Hier besuchte er das Gymnasium bis zum 19. Lebensjahr. Dann bezog er die Universität Jena, wo er am 21. Juli 1685 immatrikulierte. Er hörte Geschichte, Naturgeschichte, Mathematik, Philosophie und Moral. Erst nach fünf Jahren wechselte er zur Theologie über. 1690 begab er sich nach Helmstedt. Am 21. Juli 1691 erhielt er die Berufung zum Professor der Moral in Helmstedt. Zehn Jahre hat er hier gelehrt. Studenten und Dozenten hatten geglaubt, er würde der Universität als Lehrer erhalten bleiben und bedauerten seinen Weggang, als er 1701 zum Generalsuperintendenten nach Göttingen berufen wurde. 1703 heiratete er hier Katharina Elisabeth Stille, Tochter des Probstes Johann Ernst Stille in Uelzen. Bis 1708 blieb er in Göttingen, dann wurde er als Nachfolger Lysers zum Generalsuperintendent von Calenberg berufen. In Wunstorf, seinem Amtssitz, vermisste er sehr die wissenschaftliche Lehre, die ihn in Göttingen am meisten angezogen hatte. Zugleich mit dieser Berufung wurde er zum Konsistorialrat ernannt. Bei dieser Berufung war er 42 Jahre alt, also auch sehr jung für einen solchen Posten. Die Universität Helmstedt ernannte ihn 1711 zum Doktor theol. 1726 wurde er dann als Lysers Nachfolger nach Celle berufen. Hier hat er noch bis zu seinem Tode in guter Gesundheit amtiert. Im Februar 1735 wurde er während der Predigt von Übelsein befallen. Er musste die Predigt abbrechen. Erholt hat er sich nicht wieder. Am 31. März 1735 entschlief er im Alter von 68 Jahren, 7 Monaten und 13 Tagen. Nach der Versetzung Böhmers wurde die Generalsuperintendentur endgültig nach Hannover verlegt. Es hat mehrere Eingaben an den König von Seiten der Stadt Wunstorf und des Stiftes gegeben, worin immer wieder gefordert wurde, die Generalsuperintendentur in Wunstorf zu belassen, aber am 8. Juli 1726 unterzeichnet der König das Dekret über die Verlegung. Damit war für Wunstorf diese für geistliche Angelegenheiten wichtige Dienststelle verloren.