Mit Erstaunen hat die Gruppe der Ehrenamtlich tätigen Kirchenöffnerinnen den HAZ-Artikel über ein Interview mit Superintendent Müller-Jödicke zur Kenntnis genommen. Darin enthalten sind mögliche Gedanken zum Verkauf einer Kirche oder deren Nutzungsänderung (hier: in ein Hotel).
Zur Geschichte: Trotz oder gerade wegen der Pandemie hat auch die Stadtkirche in Wunstorf ihre Tür geöffnet, weil gehört, gesagt und erfahren wurde, dass es einen Bedarf gibt. Ein Team Ehrenamtlicher machte es möglich, verlässlich an allen Wochentagen – außer Montag.
„Die Kirche ist geöffnet“ - dieses Schild vor der Stadtkirchentür ist für das Team schließlich auch eine Einladung von Gott selbst. Denn: die Kirche ist sein Haus. Und alle Sorgen, Nöte und Ängste darf man hier im Gebet vor ihn bringen.
In der Kirche gibt es eine Willkommenskultur: Kerzen werden angezündet. Frischer Blumenschmuck. Informationen über kirchliches Leben in Wunstorf liegt aus. Für die kleinen Besucher steht die Arche mit Noah, dessen Frau und seiner Tierschar zum Spielen bereit. Jeder darf sich die Geschichte und einen Umschlag mit einem kleinen Gruß der Kirchengemeinde für zuhaus mitnehmen. Für die Erwachsenen Besucher stehen Gebetskarten und Kerzen bereit. Für einen Moment der Ruhe, einen Moment zur Besinnung oder zum Gebet. Einen Moment zum Danken und zum Bitten. Wenn jemand für einen Wortwechsel gebraucht wird, ist das möglich.
Die Besucher sind Menschen, die immer wieder dankbar annehmen, dass die Kirche geöffnet ist. Da sind Jugendliche, die auf der Suche sind. Da sind Glaubens-Ferne und Glauben-Fremde, die einen Ort brauchen um zu Finden, eben einen Ort ,der Hilfestellung im Leben bietet. Da sind Gemeindeglieder und vermehrt Touristen. Denn Kirche ist ein Ort, wo wir sein können, wir ein jeder ist.
Die Stadtkirche ist im Zentrum Wunstorfs. Neben Sparkasse und Eisdiele. Mitten im Wochenmarktgeschehen. So, wie es schon zur Zeit ihrer Gründung als Marktkirche für die Bevölkerung gewollt war. Hier ist ein Dach über dem Kopf, Ruhe, man muss nichts kaufen, kein Getränk bestellen. Man kann beten, muss es aber nicht. Ab und an ist Orgelspiel der Kantorin oder der von ihr Unterrichteten zu hören.
Die Stadtkirche ist keine besonders kunstgeschichtliche Schönheit. Keine Konkurrenz zur stattlichen Stiftskirche. Aber sie bietet seit hunderten von Jahren – und durch die Verlässlichkeit der Öffnung seit 2020 - einen geschützten Raum mitten in der Stadt, einen Ort, wo wir Gott alles vor die Füße werfen können, was die Welt gerade so bedrohlich macht. Und davon gibt es viel. Und Menschen brauchen das eben nicht nur im Sonntagsgottesdienst.
Die Kirchenöffnerinnen registrieren die Anzahl der Besuche:
2022: 2760; 2023: 4967; 2024: 3877 (Der Kirchturm wurde eingeschalt und die Kirche war kurzzeitig geschlossen)
Das o.a. Angebot wird ergänzt durch eine Mittagsandacht, Freitag 12 Uhr. Diese wöchentliche Gebetszeit wird ebenfalls durch die exponierte Lage der Kirche (und die Freitags-Marktzeit) gut angenommen.
Hinweis des Kirchenvorstands: Der Superintendent hat mittlerweile klargestellt, dass seine Aussagen in dem Interview falsch dargestellt wurden. Bislang sind keine Entscheidungen gefallen, außer dass die anstehende Sanierung des Kirchturms 2025 abgeschlossen wird. Klar ist allerdings auch, dass die Baumittel von Landeskirche, Kirchenkreis und Gemeinden nicht ausreichen, um den gesamten bisherigen Gebäudebestand zu unterhalten und auch noch klimaneutral umzubauen. |