Das weiße Parament hängt zu den Christusfesten, vor allem Weihnachten und Ostern. Es wurde 2017 von der Paramentenwerkstatt Ratzeburg für die Stiftskirche angefertigt.
Das weiße Parament gehört zu den Christusfesten, also zu Weihnachten und Ostern. In der Wahrnehmung der meisten wohl die einzigen Feste im Kirchenjahr, die noch eindeutig unserem Glauben zugeordnet werden können.
Das weiße Parament passt zur Kirche und bringt doch Neues. Licht, Formen und Farben finden sich am Altar wieder. Harmonie im Raum.
Das Parament erzählt biblische Geschichten. Auf den ersten Blick springen die Steine im Vordergrund ins Auge. Der Stall oder die Geburtsgrotte in Bethlehem sind damit beschrieben.
Die Rundung der Steine nach oben nimmt nicht nur die romanisierende Form des Altars auf, sie bildet auch die Form einer Krippe ab. Die gelben Streifen darüber erinnern mich an das Stroh, auf dem das Kind gelegen hat.
Über der Krippe leuchtet der Stern. Als regelmäßige Gottesdienstbesucher erinnern Sie sich vielleicht daran, dass genau dieser vierarmige Stern auch auf dem violetten Tuch der Advents- und Fastenzeit zu sehen ist. Untrennbar ist die Warte- oder Leidenszeit mit dem Fest verbunden. Der Stern leitet so nicht nur Hirten und Weise - auch wir folgen über viele Wochen dem Weihnachtsstern, bis er am Fest hell leuchtend stehen bleibt.
Das neue weiße Parament erzählt die Weihnachtsgeschichte. Kunstvoll ist es gelungen, trotz der Motive die weiße Grundfarbe zu erhalten. Als Zeichen der Reinheit und Neugeburt ist uns die Farbe vertraut. In der Tradition von Tauf- und Brautkleidern wird diese Symbolik weiter getragen.
Das weiße Parament gehört aber auch zu Ostern. Der Stern in Kreuzform auf violettem und weißem Parament verbinden Verheißung und Bedrohung, Tod und Leben.
Die gemauerten Steine im Vordergrund stehen auch für die Grabhöhle Jesu. Die Rundung der Steine erinnert auch an den runden Verschlussstein, den man vor dem Felsengrab angebracht hatte. Als die Frauen am Ostermorgen das Grab erreichen, ist er bereits weggerollt,. Geburt und Tod gehören bei beiden Christusfesten eng zusammen.
Ein anderes Bild drängt sich auf, wenn man von oben nach unten blickt: Das runde, helle Leuchten des weißen Paraments erinnert mich an die Sonne des Ostermorgens. Beim Sonnenaufgang gehen die Frauen zum Grab. Das Licht dieser Botschaft durchdringt auch die Steine des Grabs. So wirken die Steine unten in der Mitte wie durchsichtig. Das Licht der Auferstehung durchdringt alles.
Als weiteres Symbol entdecke ich in der gelben Farbe den Kelch des Abendmahls. Zeichen für Jesu bleibende Nähe. Dieser Kelch ist mein Bund mit euch. Die Erinnerung an Brot und Wein sind zugleich Überleitung zur festlosen grünen Zeit, in der auf dem grünen Parament Ähren und Trauben abgebildet sind.
Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott. (Offenbarung 7, 12)